Lothar Treuge                        Sappho

1877 – 1920

Gesang des nächtigen zitterns darbens werbens

Um jungen leib um heil aus götter-ferne

Genährt im heissen zwielicht des verderbens

Vertönt im hauch der zweige und der sterne:

 

Er klang wie schwanes preisen seines sterbens

Er fächelte wie duft der meeres-ferne

Er schäumte wie vom weine des verderbens

Er stürmte auf zum raum der ewigen sterne

 

Dir ewigem maasse aller wehen flamme

Die sich die flur verborgter lust erglüht

Vom strahl des Mondes geisterhaft besprüht

 

Dir zarter blüte an kristallnem stamme

Und wind der auf erlauchten fluten schnellt

Dir tiefer als wir alle traum der welt!